Achter und neunter Tag: Ausklarieren und Rückreise

Nachdem die Putzkolonne zur Endreinigung des Schiffes bereits um 8:30 antrabte und wir vorher noch packen mussten weckte mich der Wecker um 7 Uhr früh. Packen auf einem Segelschiff dauert aufgrund der beengten Verhältnisse ein wenig länger. Wir waren nur noch zu viert an Board nachdem Koni und Celine bereits um 5 Uhr früh ein Taxi in Richtung Flughafen Palermo nehmen mussten um ihren Flug zu erreichen.

Andi hatte einen Flug am Abend, Carlos und Sarah blieben noch ein paar Tage auf Sizilien und mein Flug ging heute, Sonntag, früh. Nachdem unser Zug nach Palermo erst um halb zwölf ging Frühstückten wir noch in einem kleinen Café in der brandneuen Marina. Anschließend ließen wir uns vom Marina-Office ein Taxi zum Bahnhof rufen welches 10 Minuten später kam. Am Bahnhof kauften wir die Tickets und die anderen 3 gingen nochmal in ein Café während ich im Warteraum blieb weil ich keine Lust hatte mein Gepäck in der Gegend herumzutragen. Und die halbe Stunde im Warteraum störte mich nicht. Der Zug hatte ein paar Minuten Verspätung, aber als er dann da war fanden wir recht schnell einen Platz für uns 4 und ich schlief fast die ganze Fahrt nach Palermo.

Dort angekommen nahm ich ein Taxi ins Hotel. Ich reservierte es auch gleich für den Flughafentransfer heute morgen. Ob das so gescheit war weiß ich nicht, weil für die Reservierung verrechnete er direkt 5€. Im Hotel angekommen bezog ich mein Zimmer und gönnte mir einmal eine Dusche. Eigentlich hatte ich vor mir noch ein bisschen die Stadt anzusehen aber im Hotelzimmer bemerkte ich wie sehr ich gerade die Ruhe und das Alleinsein genoss. Auf so einem Meilentörn klebt man ja doch schon sehr aufeinander mit eigentlich fremden Menschen und ruhig ist es sowieso nie.

Zum Abendessen musste ich das Hotel wieder verlassen weil man im Hotel nur auf Voranmeldung essen konnte. Es war auf den Straßen sehr viel los und ich brauchte ein wenig bis ich ein Restaurant fand in dem noch ein Platz frei war. Schlussendlich fand ich eines um die Ecke vom Hotel in dem ich mir eine köstliche Pizza und ein Tiramisu gönnte. Zurück im Hotel legte ich mich bald schlafen. Um circa halb zwei Nachts wachte ich auf und konnte dann bis halb 5 nicht mehr schlafen. Aus diesem Grund beschloss ich das Frühstück heute früh auszulassen, damit ich doch noch ein wenig mehr Schlaf bekam. Um wieder einzuschlafen bediente ich mich dem bewähren Mittel meiner Frau: einer Meditation. Trotzdem musste ich die ganze Meditation anhören was ungewöhnlich lange für mich ist. Um halb 8 stand ich auf, duschte mich schnell, packte meine 7 Zwetschgen, checkte aus und nahm das bestellte Taxi. Die Fahrt war halsbrecherisch und teuer. 90 € musste ich dafür berappen. Plus der 5€ für die Reservierung vom Vortag.

Am Flughafen angekommen gab ich direkt mein Gepäck auf und begab mich zum Gate. Der Flug hatte eine halbe Stunde Verspätung. Egal. Hauptsache war, dass ich meiner Familie näher kam.

Der Flug verlief sehr ruhig. Die erste Hälfte schlief ich ein wenig. Heutzutage ist die Verpflegung, wenn man das noch so nennen kann, im Flugzeug ja ziemlich dürftig und so gab es ein trockenes Laugencroissant und am Ende des Fluges ein Stück Schokolade die ich liebend gerne gegen ein Stück Butter für das Croissant eingetauscht hätte.

Am Flughafen angekommen, kam mein Gepäckstück als eines der letzten auf das Gepäcksband, aber einmal heruntergenommen sputete ich mich zum Zug, auf den ich dann auch nur 7 Minuten waren musste. Eine Stunde später war ich endlich zuhause bei meiner Familie wo ich meine Frau und Tochter endlich wieder in die Arme schließen konnte.

Siebenter Tag: Letzter Schlag

Heute Früh lichteten wir kurz vor 10 den Anker vor Cefalu in Richtung Capo d‘Orlando. Der Wind war uns nicht so wohl gesonnen und so mussten wir de facto die ganze Strecke unter Motor zurücklegen.

Andi war zwar der Tages-Skipper, aber nachdem jeder von uns schon einmal Tagesskipper war wurden die Manöver zwischen uns aufgeteilt. Carlos fuhr in der Früh das Anker hoch Manöver, Andi das längsseits Anlegen-Manöver an der Tankstelle in Capo d‘Orlando, Celine legte von der Tankstelle ab und ich fuhr schlussendlich in unsere Anlegestelle in der Marina ein. Nachdem ich noch nie rückwärts in eine Muring angelegt habe war ich ziemlich froh, dass dies so gut klappte. Alle heutigen Manöver gingen allen ganz gut von der Hand.

Kaum in der Marina kam dann auch schon der Vercharterer um die Yacht abzunehmen. Dazu setzten wir sämtliche Segeln und bargen sie anschließend wieder. Auch ein Taucher wurde aufgeboten um das Unterwasserschiff zu kontrollieren. Auch Unter Deck wurde alles kontrolliert.

Als die ganze Kontrolle vorbei war aßen wir den Rest der Pizza von gestern als Apero und begaben und anschließend in ein Restaurant zum Abendessen. Anschließend sind wir zurück zum Schiff. Nachdem Celine und Koni morgen bereits um 5 aufbrechen haben wir uns von ihnen verabschiedet und gingen dann auch schon bald ins Bett.

Morgen müssen wir gegen 7 auf um das Boot bis 8:30 zu verlassen und gegen Palermo auf dem Landweg aufzubrechen.

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Sechster Tag: Das Dinghi

Heute Morgen konnten wir ein bisschen länger schlafen weil der heutige Schlag nur etwa 35 Seemeilen lang war. Ich war heute Tagesskipper, das heißt, dass ich die Manöver gefahren bin und diese auch mit der Crew vorbereitet habe.

Nach dem Ablegen in der Früh machte ich im Hafenbecken eine Tellerwende und dann ging es unter Motor auch schon los nach Cefalu.

Nachdem es de facto windstill war blieb es auch beim Motor. Gegen 14 Ihr stellten wir den Motor ab und ließen uns für das Mittagessen treiben. Danach führen wir wieder 20 Minuten bevor wir uns für einen Schwimmstopp treiben ließen. Nach dem Schwimmstopp wurde der Flautenschieber wieder angeworfen. Langsam frischte der Wind etwas auf und so setzten wir die Segel um ein wenig zu Segeln. Unter Segel machten wir auch ein Mann über Board Manöver. Dieses klappte nicht auf Anhieb aber schlussendlich war der Fender wieder an Board.

Kurz vor Cefalu war der Wind wieder weg und die Segel wurden geborgen. Das Ankermanöver vor Cefalu klappte sehr gut. Es war nicht ganz trivial weil hier auch ein paar Untiefen sind und man deswegen quasi von hinten ins Ankerfeld fahren muss.

Wir entschlossen uns das Dinghi zu Wasser zu lassen und mit diesem an Land zu fahren um dort einen Apero zu uns zu nehmen und dann wieder zurück zu kommen und an Board zu kochen. Die Dinge entwickelten sich ein wenig anders. Wir entschlossen uns mit dem Dinghi zum Strand zu fahren was sich als riesiger Fehler herausstellte weil es dort ca. einen Meter hohe brechende Wellen gab. Um die Schraube des Außenbordmotors zu schützen zog ich den Totmannschalter ab wodurch der Motor augenblicklich stehen bleibt und kippte den Motor hoch. Die letzten Meter ruderten wir in Richtung Strand. Kurz davor begannen die Wellen in das Dinghi zu brechen und wir wurden schon ein wenig nass. Ganz am Strand angekommen musste ich wieder zurück über die Brecher. Andi half mir dabei und ich wurde von Kopf bis Fuß komplett durchnässt. Nachdem ich ein wenig vom Strand weggekommen bin versuchte ich nun den Motor wieder zu starten. Aber es wollte einfach nicht klappen. Und so ruderte ich die ganze Strecke in der Dinghi-Badewanne zurück zu unserem Schiff. Dort angekommen realisierte ich erst, dass ich den Motor gar nicht anbekommen konnte, da der Totmannschalter immer noch abgezogen war. Nun zog ich die nassen Sachen aus und duschte das Salzwasser ab während unser Skipper Koni das Dinghi lenzte. Wieder in trockenen Sachen fuhren wir diesmal in den alten Hafen an die Mole wo wir trockenen Fußes an Land gehen konnten. Nachdem es jetzt deutlich später als geplant war aßen wir auch gleich an Land in einer wirklich guten Pizzaria.

Zurück an Board legte ich mich sofort schlafen weil ich nach der ganzen Dinghi-Aktion ziemlich müde war.

Morgen geht es dann in unserem letzten Schlag nach Capo d‘Orlando.

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Fünfter Tag: Palermo

Heute Morgen wachten wir alle sehr erholt auf und nach dem Frühstück brachen wir in Richtung Palermo auf. Den Schlag fuhren wir durchgehend auf einem Halbwindkurs mit Wind von Westen. Dabei erreichten wir Geschwindigkeiten bis zu über 9 Knoten. Ansonsten war der Schlag als solches wenig ereignisreich da wir weder wenden noch halsen mussten.

In Palermo im Hafen wollte uns der Chef einer Marina erst in einer Lücke haben die sich für uns schließlich als unmachbar herausstellte. Wir probierten es erst dennoch aber nach einer Schiffsberührung, zum Glück ohne Schäden, mit dem Kiel eingefangenen Muringleinen und viel Gezeter auf allen Seiten ließen wir die Lücke Lücke sein und fuhren in die Nachbarmarina wo der dortige Chef deutlich freundlicher und hilfsbereiter war.

Meine Aufgabe beim Anlegemanöver war es die Muringleine aufzunehmen, diese aus dem Wasser zu ziehen und damit anschließend das Boot zu vertäuen. Soweit so gut. Ich nahm die Leine entgegen ging nach vorne und zog daran um das Boot daran zu befestigen. Ich zog und zog und bekam bald das Gefühl eine lose Leine einzuziehen und keine im Boden verankerte. Schlussendlich stellte sich diese Vermutung als wahr heraus. Wird bekamen dann eine Muringleine vom Nachbarboot. Nachdem alles belegt war war ich total versaut. Mit einer Muringleine holt man allerhand Bewuchs mit herauf der für schmutziges Gewand sorgt.

Nachdem wir uns frisch gemacht haben gingen wir in die Stadt um Abend zu essen. Bis ein Lokal gefunden wurde mit dem jeder einverstanden war drehten wir ein paar Runden durch die Stadt. Das Abendessen war heute wesentlich besser als gestern und so konnten wir dann gestärkt wieder Richtung Boot marschieren und uns in die Kojen hauen.

Morgen bringt uns der Schlag nach Cefalu welches ca. 33 Meilen entfernt ist.

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Tag drei und vier: die große Fahrt

Gestern Früh um 5 Ihr lichteten wir den Anker auf Sizilien um den Schlag nach Ustica zu absolvieren. Wir motorten aus der Bucht, setzten die Segel und los gings. Den ganzen Tag mit gleichem Kurs auf Backbord-Bug in Richtung Ustica. Oder zumindest fast. Wir mussten uns nördlicher halten weil der Wind aus Richtung Ustica blies. Wir alle leideten den einen oder anderen Moment an Seekrankheit. Meist hing es mit einem zu langen Aufenthalt unter Deck zusammen. Ich für mich habe gelernt, dass ich keine großen Speisen bei Seegang zubereiten kann, ohne, dass mich die Übelkeit überkommt. Und jedes Mal wenn er soweit kam hat mich das recht gelähmt und ich war für einige Zeit außer Gefecht. Meine Taktik ist hinlegen und Augen zu. Am Besten auf der Seite liegen. Nach einer oder zwei Stunden hatte ich es dann meist wieder überwunden.

Für die Nacht hat unser Skipper Koni uns in Wachen eingeteilt. Ich durfte mit Koni die Schicht von Mitternacht bis 3 Uhr morgens übernehmen. Ich fand diese 3 Stunden traumhaft. Die Nacht bei Sternenhimmel und fast Vollmond auf dem Wasser hat echt etwas poetisches. Ich konnte ewig in diese Weite schauen zwischen schwarzer See und dunkelgrauem sternenbedeckten Himmel ohne auch nur einen Moment gelangweilt zu sein. Am liebsten hätte ich in dem Moment meine Frau an meiner Seite gehabt. Aber das wird sich schon einmal ergeben.

Am Ende unserer Wache starteten wir den Motor um gegen den Wind in Richtung Ustica zu fahren um dort nicht erst mitten in der Nacht anzukommen. Dann ging ich bis ca. 9 Uhr schlafen. Der Schlaf ist nicht ganz so erholsam wie zuhause neben einem röhrenden Schiffsdiesel in einem stampfenden Schiff.

Im Laufe des Vormittags setzten wir dann noch einmal für zwei Stunden die Segel bis der Wind schließlich ganz den Dienst verweigerte und wir wieder den Motor anließen. Gegen 16:45 kamen wir dann in Ustica an. Hier gönnten wir uns erst einmal ein Anlegebier bevor wir uns alle reihum frisch machten und in den Ort Abendessen gingen.

Der Ort ist wirklich pittoresk und die Insel würde einladen sie einmal näher zu erkunden. Beim nächsten Mal. Diesmal sind wir hier zum segeln. Morgen geht es weiter nach Palermo.

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